In einem Punkt wird die Kommentierung der Biofach jedes Jahr ziemlich ähnlich: Die Stärke diese Messe ist ihre Funktion als Familientreffen für all die, die sich ähnlich engagieren. Viel hat sich seit den Anfängen geändert. Auch wenn vielleicht viele offizielle Repräsentanten der Bioszene es nicht wahrhaben möchten: Es gibt im Erleben der Besucher und Aussteller nicht „die“ Biofach. Ein Treffen bei „Die Regionalen“ oder bei Dennree hat sicher ein völlig anderes Selbst-verständnis als ein Listungsgespräch von Rewe oder Edeka bei einem der größeren Biopro-duzenten.  Und trotzdem waren alle auf der gleichen Messe.

Die gleiche Biowelt sieht von vielen Perspektiven unterschiedlich aus. Das gilt erst recht für all die Aussteller aus dem Ausland, die selbst nach über 20 Jahren die Realität des harten deutschen Marktes immer noch nicht begreifen konnten.

 Es ist wie in der Politik: Wenn man die Äußerungen ernst nehmen würde, gäbe es keinen Weg zwischen den Idealen des Biofachhandels und dem Gerede über gefährliches Massenbio. Allerdings geben solche Darstellungen nicht die wirkliche Realität wider.  Wenigstens nicht in Deutschland. Hier werden über 50% des Biomarktes  durch den Lebensmittel-einzelhandel gemacht.  Die gerade einmal 800 reinen Fachhandels-Bio-Geschäfte können wohl kaum stärker sein als 40 000 Lebensmitterl-einzelhandels-märkte. Deren Realität ist zweifelsfrei auch desillusionie-rend: Die größten deutschen Ketten haben Mühe, landesweit einmal 3 % Bioumsatz darzustellen, viel weniger als etwa die Drogeriemärkte darstellen oder gar tegut… mit über 25 % Bio.

 Zurück zur Biofach: Da gibt es zweifelsfrei Grund zum Feiern. Nach Jahren wieder gut 10 % Biowachstum und einfach Freude, dass die Akteure doch viel gemeinsam haben.  Immer, wenn sich Bio-Lebensmittel in guter Performance zeigen, ist auch der Erfolg der Biofach gesichert. Die von Ideologen ungeliebten Vertreter eines sehr einseitig dargestellten „Massenbio“ sind die eigentlichen Macher des Bio-Fortschritts. Wir gönnen den Biokollegen die Feierstimmung  auf der Biofach.  Aber morgen, spätestens übermorgen sollte man sich – auch offiziell – der Realität stellen. Die wirklichen Macher des  Biowachstums sind jedenfalls nicht die, die auf der Biofach gerne gefeiert werden.